Hintergründe

Wie sind die Bilderbögen entstanden?

Carl Roesch fertigte die Bilderbögen zwischen den 1920er- und 1950er-Jahren. Die verwendeten Bilder stammen aus der Presse, aus Ausstellungs- und Auktionskatalogen, Kunstzeitschriften und Broschüren. Sie zeigen Kunstwerke aus verschiedenen Zeiten und Regionen, Atelier- und Museumsinterieurs oder Alltagsaufnahmen in einer Übersichtsdarstellung, die dem vergleichenden Sehen dient. Carl Roesch arrangierte die Ausschnitte bewusst und ordnete sie thematisch oder motivisch.

Er sammelte die Bildausschnitte über längere Zeiträume und fügte sie manchmal erst Jahre nach ihrem Erscheinen auf den Bilderbögen zusammen. Die Entstehungszeit der Bilderbögen kann daher nur annähernd über die Quellen der Ausschnitte und die Entstehungsjahre der abgebildeten Kunstwerke festgestellt werden.

Carl Roesch betrachtete die Bilderbögen als Recherchemittel. Sie waren für ihn eine «persönliche Auslese», wie er 1957 in seinem Tagebuch schrieb. Er mass ihnen keine autonome künstlerische Qualität bei und behielt sie deshalb für sich. Erst in den 2010er-Jahren wurden die Bilderbögen im Nachlass des Künstlers wiederentdeckt und 2017 erstmals in einer Ausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Was bedeuten die Bilderbögen heute?

In den 210 Bilderbögen beschäftigt sich Carl Roesch mit dem Kunst- und Kulturdiskurs seiner Zeit. Sie geben Auskunft darüber, welche Themen und Werke seinerzeit in den Medien wiedergegeben wurden – wobei der spezifische Filter von Carl Roesch zu berücksichtigen ist. Aufgrund seines persönlichen Kunstinteresses und -verständnisses traf er eine Auswahl.

Zusammen mit Carl Roeschs Tagebüchern ist es möglich, Zusammenhänge zwischen seiner künstlerischen Praxis und den Bilderbögen zu erschliessen. Auch biografische Erfahrungen werden in den Bilderbögen reflektiert.

Die Bilderbögen erweisen sich dadurch als vielfältige Quelle – für die Erforschung des Werks von Carl Roesch sowie der Kultur- und Mediengeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Bildmontagen reihen sich ein in andere bildkombinatorische Bestrebungen der Zeit, etwa den «Mnemosyne-Bilderatlas» von Aby Warburg in den 1920er-Jahren oder das «Musée Imaginaire» von André Malraux in den 1950er-Jahren. Damit erhalten die Bilderbögen eine besondere kunsthistorische Relevanz und sind für die Schweiz einzigartig.

Wo befinden sich die Bilderbögen?

Die Bilderbögen von Carl Roesch gehören zu seinem künstlerischen Nachlass, der von der Carl und Margrit Roesch-Stiftung betreut und im Kunstmuseum Thurgau aufbewahrt wird. Die Bilderbögen sind somit Teil der Museumssammlung.

Der Online-Katalog der Bilderbögen wird von der Carl und Margrit Roesch-Stiftung und dem Kunstmuseum Thurgau gemeinsam betrieben.

Wie ist der Online-Katalog entstanden?

Der Online-Katalog der Bilderbögen entstand im Rahmen eines grösseren Rechercheprojekts. Initiiert wurde die erste Projektphase ab 2018 von Helga Sandl (ehemalige Kuratorin der Carl und Margrit Roesch-Stiftung), Judit Villiger (Künstlerin) und Miriam Waldvogel (Kunsthistorikerin).

Zum einen hat die Künstlerin Judit Villiger aus zeitgenössischer Perspektive auf Roeschs Bildkombinatorik reagiert und eigene Werke geschaffen, die sowohl inhaltlich als auch formal Bezug auf die Bilderbögen nehmen. Zum anderen haben Helga Sandl und Miriam Waldvogel die Bilderbögen wissenschaftlich aufgearbeitet: Anhand von Recherchen wurden die Bilderbögen untersucht und wenn möglich datiert. Die verwendeten Bildausschnitte konnten ihren Quellen zugeordnet und in einen kulturhistorischen Kontext gesetzt werden.

In der zweiten Projektphase ab 2020 wurden die Resultate dieser Recherchen im Online-Katalog aufbereitet und im Jahr 2021 veröffentlicht unter der Leitung von Lucia Angela Cavegn, Kuratorin der Carl und Margrit Roesch-Stiftung. Das Verzeichnis wird laufend aktualisiert und erweitert.

Anleitung zur Benützung des Katalogs

Das Projekt wurde ermöglicht durch die grosszügige Unterstützung von:

  • Kulturstiftung des Kantons Thurgau
  • Carl und Margrit Roesch-Stiftung
  • Dr. Heinrich Mezger-Stiftung
  • TKB Jubiläums-Stiftung